Neuer Podcast: Philosophisches Symposion

Zusammen mit einem Freund sende ich ab sofort einen Podcast zu philosophischen und sozialwissenschaftlichen Themen. Die erste Folge handelt von dem Kulturkritiker Byung-Chul Han, dem ich auf diesem Blog schon in mehreren Beiträgen Beachtung gewidmet habe. Ich freue mich auf Zuhörende:

Neben Spotify gibts den Podcast auch bei Apple Podcast, bei YouTube und auch sonst überall.

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Der Rammstein’sche Geschmack

Die Musik Rammsteins hat eine ganz eigentümliche Charakteristik, die in Deutschland immer wieder für Kontroverse gesorgt hat. Mit der Veröffentlichung der Single „Deutschland“ wurde dies nochmals auf eine neue Spitze getrieben:

Die Artikulation des Sängers Till Lindemann ist einfach musterhaft für das Klischee des „Deutschen“, so, wie es international von der Zeit des Dritten Reichs nach wie vor weitgehend bekannt ist: Die übertrieben deutliche Aussprache jedes Wortes und das rollende R erinnern stark an die Intonation in Hitlers Redestil. Die donnernd tiefe Stimme Lindemanns geht sogar noch darüber hinaus und verkörpert ein idealtypisches Klischee eines „deutschen Übermenschen“. Wie sehr sich das bewusst-provokant an Hitler anlehnt weiß ich nicht und soll mich hier auch nicht weiter interessieren. Die Absurdität einer Nähe Rammsteins zu politisch rechtem Gedankengut ist vielseitig gezeigt worden. Weiterlesen

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Buchbesprechung: „Jordan B. Peterson – 12 Rules for Life: An Antidote to Chaos“

12 Rules for Life: An Antidote to Chaos12 Rules for Life: An Antidote to Chaos by Jordan B. Peterson

My rating: 2 of 5 stars

Das Buch befriedigt das Bedürfnis nach Halt durch naturalistische und mythologische Begründungen: Der Autor fundiert seine Argumente stets mit bio-psychologischen oder mythologischen Prämissen. Es werden also entweder psychologische und evolutionsgenetische Befunde genannt, oder die „Bibel“ bzw. andere „archetypische“, mythologische Schriften.

Dies hat zuweilen etwas Erfrischendes. Endlich mal weg von dem weichgespülten Ratgeberzeug. Aber letztlich wirkte es dann doch arg gezwungen „episch“ und pseudo-tiefsinnig: Das ständige Beharren auf die „Gefahr des schrecklichen Chaos“ und das wir es bändigen müssen… Weiterlesen

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Quantitäts-Gesellschaft

crowd-296520_1280.jpgFolgende Gedanken gingen auf eine spontane Intuition zurück, die besagt: Die Gegenwart der westlichen Kultur ist geprägt von einer Überbetonung der Quantität gegenüber der Qualität. Dies gilt es zu erläutern.

Unter „Quantität“ soll eine Kategorie der Menge verstanden werden. Es ist eine rein numerische Größe. „Qualität“ dagegen verweist auf eine Ordnung, Gliederung, Strukturierung der Menge nach bestimmten Gesichtspunkten, z.B. Kriterien der Reihenfolge, der Relevanz, der Rangordnung, des Wertes. Weiterlesen

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Buchbesprechung: Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“

dostoevsky-3571776_1280»Er liebt doch niemand; und vielleicht wird er nie jemand lieben«

Literatur, wie jede Kunst, hat die Fähigkeit, bestimmte Wahrheiten in ihrem lebendigen Zusammenhang darzustellen. Es lohnt sich daher, neben der theoretischen Analyse der Wissenschaft, immer auch das lebende Beispiel im Blick zu behalten – seien es die eigenen Mitmenschen oder das Leben in der Literatur. Gute Literaten vermögen es, bestimmte Arten der Lebensführung mit allen Eigenarten ihrer Psychologie und Philosophie, idealtypisch auszuarbeiten. An dem Protagonisten eines Romans können wir eine Lebensphilosophie in ihrer Praxis beobachten.

Für einen philosophischen und psychologischen Menschen übt Dostojewski hier eine unverkennbare Anziehung aus.  Sein bekanntestes Werk „Verbrechen und Strafe“ (auch: „Schuld und Sühne“, aber die Übersetzung von Swetlana Geier ist unbedingt zu empfehlen) beeindruckt durch die genaue Beschreibung der psychologischen Struktur verschiedenster Charaktere, sei es die hysterische Mutter, die naive Gläubige, der unmoralische Lebemann, der idealistische Kommunist oder der vom Gewissen geplagte Mörder. Weiterlesen

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Gastbeitrag: Techno – ein (kritischer) Einblick

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Auf dem „Sonnendeck“ des Fusion Festivals um 6 Uhr Morgens

In gesellschaftlicher Hinsicht kann das Phänomen Techno weder als eine Übernahme von Prinzipien der Leistungsgesellschaft gedeutet werden, noch kann von einem sozialen Protest gesprochen werden. Mit Ausnahme der „Love-Parade“, die 1989 unter dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ als politische Demonstration zum ersten Mal in Berlin angemeldet wurde, sind Techno-Veranstaltungen häufig unpolitisch.

Die Technoszene hebt sich gerade dadurch ab, dass sie keine politischen Statements über die Musik transportieren will – wie es beispielsweise bei der Hippie-Bewegung oder beim Punk-Rock der 70er Jahre der Fall war. Vielmehr richtet sich die Technoszene dezidiert gegen Politisierung, gegen den Ernst des Lebens. Und sie tut es nicht in Form eines Protestes, sondern durch einen mehr oder weniger bewusst gelebten Hedonismus. Die Lust spielt im Techno eine zentrale Rolle. Techno ist Lust. Sei es Lust auf Sex, auf Ekstase, auf ungehemmten Konsum von Musik und Rauschmitteln. Wer gezielt in einen Techno-Club oder auf ein elektronisches Festival geht, will Lust erleben. Weiterlesen

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Der Hang zum Destruktiven

flame-726268_1920.jpgBei bestimmten Menschen und bestimmten Lebenslagen entsteht eine Anziehung zum Destruktiven, will heißen: zum Selbstzerstörerischen, Irrationalen. Ein Hang zum Tragischen, zum Untergang. Damit einher geht ein Ekel gegenüber dem „Schönen, Wahren und Guten“. Ebenso ein Ekel für alles Romantische, Liebliche, Sanfte, Mittelmäßige.

Befriedigung findet dieser Geschmack in Philosophen wie Nietzsche: Mit welcher Genugtuung und Anteilnahme liest ein solcher den Zarathustra mit diesen Worten:

„Mit meinen Thränen gehe in deine Vereinsamung, mein Bruder. Ich liebe Den, der über sich selber hinaus schaffen will und so zu Grunde geht.“ (Za 83)

„Ich liebe Die, welche nicht zu leben wissen, es sei denn als Untergehende, denn es sind die Hinübergehenden.“ (Za 17)

„Ich liebe Den, welcher seine Tugend liebt: denn Tugend ist Wille zum Untergang und ein Pfeil der Sehnsucht.“ (ebd.)

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Kapitalismuskritik an der Universität

Karl Marx Basis-Überbau-Theorie

Marx und die „reale Basis“

Eine interessante Szene spielte sich heute in einem Seminar in der Universität ab. Das Seminar handelt, grob gesagt, vom „Kapitalismus“. Aus diesem Grund ist es natürlich recht ideologisch aufgeladen, wie schon der Begriff „Kapitalismus“ zumeist eine (ab)wertende Implikation hat. Und wie es an einer europäischen Universität in diesen Zeiten zu erwarten ist, herrscht ein allgemeiner Konsens in der Kapitalismus-Kritik.

Auch ich trage allerlei kritisches Gedankengut in mir hinsichtlich unseres sehr ökonomisch orientierten Zeitalters. Dennoch spüre ich in so einem Seminar sehr schnell, wie völlig anders meine Kritik des Kapitalismus sich akzentuiert im Gegensatz zu meinen Kommilitonen. Weiterlesen

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Der leidende Philosoph

Bildschirmfoto 2018-07-29 um 22.44.51Jüngst las ich nochmal Ausschnitte aus Platons Symposion, dem Dialog, in dem die verlangende Liebe (der Eros) bestimmt wird. Sie spendeten mir unerwartet Trost, was ich kurz erfassen möchte.

Zur Rückbesinnung: Eros wird in mythologischem Rückgriff als ein Dämon, also ein Zwischenwesen, klassifiziert. Das liegt daran, dass die Liebe ihrem Wesen nach einen Mangel voraussetzt: Man verlangt nur, was man nicht hat. Ein Gott hat alles und kann daher nicht „verlangende Liebe“ sein. Eros ist Mangel und Streben nach Vollkommenheit. Damit repräsentiert er gleichsam die Figur des Philosophen („Liebe zur Weisheit“).

In der den Eros beschreibenden Stelle heißt es: Weiterlesen

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Das emotionale Problem politischer Diskurse

Eigentlich liegt es mir nahe, hier mehr zur „Politik“ zu schreiben. Schließlich habe ich das viel studiert und obwohl mein Schwerpunkt sich stark auf allerlei philosophische Themen verlegt hat, bleibt die Politik für mich ein spannendes Feld und mein Interesse an tages- und weltpolitischen Problemen nimmt in letzter Zeit sogar zu.

Dennoch meide ich das Thema gerne und so gut wie gar keiner meiner Beiträge enthält bisher explizit politische Themen oder „Meinungen“. Genauso meide ich auch im sozialen Kontakt mit Familie und Bekannten überwiegend das politische Gespräch. Der Grund für all dies ist klar: die hohe Emotionalität bzw. Irrationalität, die mit politischen Themen verknüpft ist. Derlei Gespräche bleiben selten sachlich, fragend, forschend… Vielmehr wird die sachliche Ebene zumeist schnell übersprungen, um gleich zur „Wertung“ überzugehen. Und da ist es meist so: Mit einer politischen Meinung steht und fällt ein sozialer Kontakt. Weiterlesen

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